von martin
am 5.Oct.2003 21:51
Hallo Thilo,
ich bin ratlos, was uns dein Bericht eigentlich sagen will. Die
Erkenntnis, dass Medienmeldungen immer mit Vorsicht zu genießen sind,
verdient ja nun nicht unbedingt, in den Rang der Erleuchtung erhoben
zu werden.
Was mich bei rechten Medientheoretikern immer ein wenig skeptisch
macht, ist diese Pauschalisierung, das Sprechen von DEN Medien, als gäbe
es keinen Unterschied zwischen der Süddeutschen Zeitung und den
Nachrichten auf Radio Energy. Dadurch entsteht selten der Eindruck,
dass diejenigen, die mit solchen einschlägigen Thesen anrücken, tatsächlich
sehr bewandert sind in den massenmedialen Landschaften.
Für mich, der sich nicht tagtäglich an die
Nachrichtenticker-Infusionsnadel hängt, stellen sich die Fälle Lindt,
Sebnitz und München nicht als Gegenstände hysterischer
Aufgeregtheiten dar. Der Drang nach Echtzeitübertragung des
Weltgeschehens ist irgendwie ein Zug unserer Zeit. Aus ein bisschen
zeitlicher und geistiger Distanz stellt sich vieles entspannter, aber
auch konsistenter dar. Ich bin davon überzeugt, dass man in Sachen
Weltverständnis besser fährt, wenn man sich nicht ständig die volle
News-Packung verabreicht.
Zum Fall München:
1. Das Wort von der BAF stammt meines Wissens von Beckstein, also von
einer Person, die der Intention, die rechte Gefahr zu dramatisieren,
relativ unverdächtig sein dürfte.
2. Jedem halbwegs aufgeweckten Zeitgenossen ist sofort klar geworden,
dass der Vergleich hinkt, weil solche Vergleiche immer zu hinken
pflegen.
3. Auch in den BRD-Systemmedien sind Personen zur Sprache gekommen,
die diesen Vergleich abgelehnt haben.
4. Weil ich die Aktivitäten von Martin Wiese und Konsorten ohnehin für
wenig erfreulich halte, widme ich meine geistigen Aktivitäten lieber
wichtigeren Problemen als der Frage, ob die (im Herzen wohl zutiefst
demokratische) rechte Szene hier ungerechterweise in ein schiefes
Licht gerückt wurde.
Solltest du bei deinen Wanderungen durch die linken und rechten
Randgebiete der Informationsgesellschaft mal auf Zusammenhänge stoßen, die Hand und
Fuß haben (und sich nicht auf dem geistigen
Niveau von Otto Brandung bewegen), würde ich mich freuen davon zu
lesen.
mfg
martin
Noch ein kleiner Spaß zum Schluss:
Trotz aller Kritik kommen dein Denken und deine Sprache offenbar auch
nicht aus der Bild-Schleife raus. Folgendes wäre geradezu ein
Paradebeispiel für die Springer-Hammerschlagrhetorik:
UNSCHULDIG IN U-HAFT
LEHRE VERLOREN
PSYCHISCH ANGEKNACKST
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