Privatwirtschaftlichen Journalismus subventionieren? 

Nee, det sehe ich anders, obgleich meine besten Freunde "Qualitätsjournalisten" in privaten "Leitmedien" sind, aber privates Business ist privates Business und gehört nicht staatlich subventioniert.
Die Öffentlich-Rechtlichen verorte ich in einer komplett anderen Liga, denn viel demokratischer und unabhängiger, wenngleich ich viel systemische Kritik an ihnen habe.
Außerdem haben wir (IniDia) seit der Jahrtausendwende mit deutschen Verlagen andere Business-Systeme diskutiert, denn wir wollten mit unseren zugriffsstarken Webseiten NICHT zu Amazon und schon gar nicht zu Google, denn wir wollten Wettbewerb, keine Monopole, aber es ging und geht den deutschen Verlegern zu gut, um überhaupt mitzudenken.
Folglich wurde Entwicklung verschlafen - und anstatt den Usern "Mehrwert" auf eigenen Servern anzubieten, überließ man es Amis.

Schlussendlich stiegen auch wir bei den Amis ein, nachdem wir jahrelang auf die deutschen Verlage vergebens eingeplappert hatten, die sich einbildeten, es genüge, sich in Plattformen bloß einzukaufen anstatt gemeinsam deutsche oder europäische Plattformen zu entwickeln.
Wir analysierten früh und wussten, dass wir bloß in den ersten Jahren viel verdienen werden, denn wir machten unsere Großen Partner stärker und wurden abhängiger, denn jeder über die Großen gewonnene Kunde war verlorener Kunde auf alten, eigenen Lieferketten.

Beispiel: Ein von uns beratenes Unternehmen verkaufte via Amazon Speicherkarten, Amazon sah sich die Umsätze eine Weile an und stieg selbst in das Geschäft ein. Alles absehbar. Aber wer auf schnelles Geld aus ist, müsste eben auch schnell neue Ideen haben, wie es anschließend weitergeht, denn Amazonpartnerschaft lohnt eben nur mit fortdauernd neuartigen Produkten.

Echtes "Qualitäts"-Beispiel: In den ersten Jahren bekamen wir 150 EURO pro erfolgreich beworbener und verkaufter Brockhaus-Enzyklopädie (Studienausgabe in 20 Bänden, VP 999 €), heute nur noch 10 EURO, weil Provision "gedeckelt". - Inzwischen ist auch der Brockhaus "ziemlich tot".

Desgleichen Google: Bestens verdient in den Anfängen, inzwischen weit unter jeglicher Marge, die es rechtfertigen würde, aber Rückkehr auf den konventionellen Markt unmöglich, denn der ist tot.

Der Hauptunterschied zwischen unseren europäischen Unternehmen und den amerikanischen Internetkonzepten war und ist, dass sie den Usern zunächst mal heftig "Mehrwert" bringen, ehe sie dann über Werbung an ihnen verdienen - oder Lieferketten .
Deutschen Unternehmen ist der Kunde nicht König - und drum kommen sie mit dem Internet weit weniger gut klar als die Amis.
Ein paar Ausnahmen gibt es zwar, jedenfalls im Online-Handel und Business-Software, aber wer nicht kapiert, dass Internet für absolut jede Branche die Uhren neu stellte, wird mit dem Netz keine Fische fangen.

Jammernde Lobbyisten quatsche praxisfremde Politiker mürbe, erzählen wat von "Gratis-Mentalität im Internet", als wüchsen dort nicht die Umsätze.

Dusselig "folglich" auch die Politik, die nicht annähernd begreift ("Neuland"), warum Google & Co. den Weltmarkt beherrschen.
Ausgerechnet China weiß damit umzugehen, denn dort etablierten sich nationale Riesen.
Eine "Lösung" ist zwar auch das nicht, weil eigentlich globale Besteuerungsabkommen und Urheberrechtsabkommen erforderlich wären, um die Sozialstaaten nicht auszubluten.

unfertig oder verworfen   2017-10-...

 

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