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Berlin (Deutschland), 19.01.2006 – Zurzeit ist die deutschsprachige Wikipedia nicht über die Domain wikipedia.de zu erreichen. Es ist nur eine Außerbetriebsnachricht des „Wikimedia Deutschland – Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens e.V.“ zu sehen.

Wikimedia Deutschland erklärt dazu, dass eine einstweilige Verfügung des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg vom 17. Januar 2006 dem Verein untersagt, von dieser Domain auf die deutschsprachige Ausgabe der freien Enzyklopädie Wikipedia (de.wikipedia.org) weiterzuleiten.

Derzeit werde geprüft, wie die bisherige Weiterleitung zur Enzyklopädie Wikipedia wieder hergestellt werden kann, so Wikimedia Deutschland weiter. Der Zugriff über de.wikipedia.org funktioniere weiterhin.

Im englischsprachigen Wikipedia-Artikel über den 1998 verstorbenen Hacker Tron wurde über einen Zusammenhang spekuliert. Dessen Eltern hatten, ebenfalls vor dem Amtsgericht Berlin-Charlottenburg, eine einstweilige Verfügung gegen den Wikipedia-Betreiber „Wikimedia Foundation“ erwirkt, den Namen ihres Sohnes nicht zu nennen.

Um 10:05 Uhr MEZ meldete die Internet-Nachrichtensite „Golem“, Wikimedia Deutschland habe diesen Zusammenhang ihnen gegenüber bestätigt. Der Verein wolle gegen die Gerichtsentscheidung vorgehen.

Um 11:09 Uhr MEZ berichtet die Online-Ausgabe des „Spiegel“, dass Thorsten Feldmann, Anwalt des Vereins, einen Antrag auf Aussetzung der einstweiligen Verfügung gestellt hat. Sollte der Antrag angenommen werden, könnte wikipedia.de vorläufig wieder online gehen. Auch er bestätigte den Zusammenhang mit der letzten einstweiligen Verfügung.

Um 15:36 Uhr MEZ meldeten dann die Internet-Nachrichten der Tagesschau, Feldmann rechne mit einer mündlichen Verhandlung innerhalb von zehn Tagen.

Berlin (Deutschland), 19.01.2006 – Das Amtsgericht Charlottenburg von Berlin hat am 14.12.2005 eine einstweilige Verfügung gegen die Wikimedia Foundation erlassen. Erwirkt haben die einstweilige Verfügung die Eltern eines toten Computerhackers aus Berlin.

Er war unter dem Pseudonym Tron bekannt geworden, als er als erster die Verschlüsselung von Pay-TV- und Telefonkarten knackte. 1998, im Alter von 26 Jahren, verstarb er. Nach dem - von einigen bezweifelten - Ergebnis der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen handelte es sich um Selbstmord.

Dem Wikimedia-Projekt Wikipedia soll mit der Verfügung verboten werden, den vollständigen bürgerlichen Namen zu nennen. Begründet wird dies damit, dass der Hacker nie unter seinem richtigen Namen gearbeitet habe. Wikimedia hält bisher dagegen, dass auch in Artikeln anderer Pseudonymträger der bürgerliche Name steht, soweit dieser bekannt ist.

Schwierig wird die Durchsetzung der Verfügung, da die Wikimedia Foundation ihren Sitz nicht auf dem Boden der Bundesrepublik, sondern im US-Bundestaat Florida hat. Ob sie die Verfügung befolgt und inwieweit die Anwälte weitere rechtliche Handhabe besitzen, ist bisher unklar. Klar ist jedoch, dass der richtige Name des Hackers in den letzten Wochen in vielen anderen Medien genannt wurde.

Entgegen einigen Meldungen in anderen Medien beteiligt sich der Chaos Computer Club e.V. nicht an diesem Streitfall. Nach Mitteilung des Vereins handele es sich um Aktivitäten einzelner Mitglieder, die jedoch nicht für den ganzen Club handelten. Auch private Vermittlungsversuche durch Mitglieder sollten nicht als parteiliche Einmischung des Vereins in den Streitfall angesehen werden.

 

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