US-Wahlen: Schöne, bunte Welt              2004

Die Nachrichten sind nicht dürftig, aber sie informieren dürftig. Da ist von "Überraschungssieger" und "Rebellen" die Rede, von "aussichtsreichen Kandidaten", aber wer und was entscheidet eigentlich, wer aus den US-Vorwahlen um die Präsidentschaftskandidaten hervorgeht?

Ein Puzzle von 50 Staaten, diversen Wahlsystemen und ... :

In 14 Staaten gibt es ein "Caucus" = eingetragene Parteimitglieder stimmen in ihren Orten über Kandidaten ab; anhand der Wahlergebnisse werden auf späteren Versammlungen die Delegierten für den nationalen Parteitag bestimmt, die dort demjenigen Präsidentschaftskandidaten ihre Stimme geben, dem sie sich vorher verpflichtet haben. Wie sie sich verpflichten und wie das Verfahren ist, wenn einer der vorherigen Kandidaten wegen Chancenlosigkeit bei den vorangegangenen Wahlen nicht mehr dabei ist, ist mir nicht deutlich.

In 36 Staaten gibt es die "Primery" = in zwei sehr unterschiedlichen Varianten:

1. Variante = in "offenen Vorwahlen" können Mitglieder ungeachtet ihrer Parteizugehörigkeit den Präsidentschaftskandidaten wählen:

Da stimmen beispielsweise REPUBLIKANISCHE Wähler über den Präsidentschaftskandidaten der DEMOKRATEN ab, was in etwa so wäre, als wenn in der Bundesrepublik die SPD-Mitglieder darüber abstimmen, ob CDU/CSU mit Herrn Stoiber oder mit Herrn Meyer als Kanzlerkandidaten antritt.

Das ist nicht vollständig abwegig, weil dadurch jeder Kandidat jeder Partei praktisch durch Volksabstimmung bestätigt wird.

Aber wie überhaupt wird man Kandidat einer Partei? Und wenn die mitwählenden Sozialdemokraten sich dann auf den möglichst schwächsten Gegenkandidaten für Schröder festlegen, könnten nach dem Primery-Modell die Unionsparteien ein echtes Problem bekommen.

2. Variante = in "geschlossenen Vorwahlen" dürfen nur Partei-Mitglieder und Sympathisanten mitstimmen. Zum Sympathisantenstatus genügt vielerorts die Eintragung auf einer Internet-Seite. - Käme auf einen Versuch an:-)

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Soweit vorerst zu den Wahlverfahren, was also ergänzungs- und erklärungsbedürftig bleibt.

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Und dann scheint auch das Geld eine nicht unerhebliche Rolle für die Chancen eines Kandidaten zu spielen.

Bei FOCUS-Online finden sich folgende Zahlen:

George W. Bush (R) 84,6 Spenden in Millionen Dollar

Howard Dean (D) 25,4 Spenden in Millionen Dollar

John Kerry (D) 20,0 Spenden in Millionen Dollar

John Edwards (D) 14,5 Spenden in Millionen Dollar

Dick Gephardt (D) 13,7 Spenden in Millionen Dollar

Zwischenbilanz:

Die DEMOKRATEN kommen gemeinsam auf 73,6 Mio. Doller, von denen noch eine Menge für den Vorwahlkampf draufgehen wird. Und schon jetzt fehlen den Demokraten 11 Mio. Spenden auf Bush, der keine parteiinternen Konkurrenten hat.

Ebenfalls bei FOCUS-Online unter der Rubrik "Die Kandidaten und Geld":

"Howard Dean (55): Internist und Ex-Investmentbanker, Gouverneur in Vermont 1991-2003. Verheiratet, zwei Kinder.
Programm: Klarer Kriegsgegner, fordert soziale Politik. Kommt aus wohlhabender Familie. Hat die meisten Wahlgelder der Demokraten gesammelt (40 Millionen Dollar)"

Nun haben wir zwei FOCUS-Zahlen und dürfen uns die passenden "Fakten, Fakten, Fakten" zusammenstellen.

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Und woher stammen die Spenden?

FOCUS zitiert die Seattle-Times damit, dass die Microsoft-Topmananger überwiegend für REPUBLIKANER Bush spenden würden, während die normal tarifierten Angestellten eher für DEMOKRATISCHE Kandidaten spenden würden.

Gibt es eine Webseite, auf der die Spenden erfasst sind?

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Und wie hoch war eigentlich die Wahlbeteiligung?

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Die USA beanspruchen auf Erden, zur See und in den Lüften eine Menge Wohlwollen, was ihr demokratisches Wesen anbelangt, aber bei einem meiner US-Besuche vermochte mir auch ein US-Professor keines der US-Wahlsysteme zu erklären, obwohl er zu jener Minderheit von US-Bürgern gehört, die stets an Wahlen teilnehmen - "aus Prinzip". - Möglicherweise wusste er nicht, was er tut, weil er Germanistik-Professor ist?

Sven  am: 30.01.2004


Bush im Stimmungstief

Die Popularität von US-Präsident Bush sank laut einer Gallup-Befragung für den US-Sender CNN innerhalb eines Monats um 11 Prozent auf 49 Prozent. Im direkten Vergleich mit dem demokratischen Präsidentschafsbewerbers John Kerry würde Bush mit 46 zu 53 Prozent unterlegen sein.

Sven  am: 03.02.2004


TV-Duell der Kandidaten

Nervensache?

Auch im 2. TV-Duell des Präsidentschaftswahlkampfes stand George W. Bush nicht der Intellekt zur Seite. Mehrfach turnte er vom Stuhl hoch und beschimpfte seinen Herausforderer Kerry unflätig und wüst gestikulierend.

Inhaltlich ging es um zweierlei:

1. Den Bericht des US-Waffensucher im Irak, die nichts von den Massenvernichtungswaffen fanden, nach denen schon die UN-Beauftragten ohne Erfolg suchten, für deren Vorhandensein jedoch Bush und Powell der Welt "Beweise" vorgelegt hatten, von denen inzwischen zugegeben werden musste, dass sie offenbar "unzureichend" waren.

Kerry musste sich anhören, dass unter seiner Regierung ein Saddam noch immer regieren würde, was Kerry nicht so recht zu entkräften verstand, denn er mag der us-amerikanischen Öffentlichkeit nicht mitteilen, dass sich die USA mit dem Krieg versündigt haben.

2. Die Wirtschaftspolitik, die George W. Bush durch Krieg und anderen Wahnsinn in die höchste Verschuldung der US-Geschichte brachte, nachdem sein Amtsvorgänger Clinton noch schwarze Zahlen geschafft hatte. Nun meinte Bush, dass der Haushalt seines Herausforderers die Aufgaben nicht decken werde. Damit könnte Bush recht behalten und hat durch seine Rüstungsprogramme reichlich vorgesorgt, dass seine nächsten zwei Nachfolger mit steigenden Staatsdefiziten leuchten werden.

So haben unsere amerikanischen Freunde im November die Wahl und sind wieder einmal nicht so richtig zu beneiden. Immerhin liegt Bush bislang eindeutig hinten, auch wenn die Medien stets nur von "knappen Unterschieden" reden, um das Interesse für ihre Einschaltquoten zu erhalten. Das wird Bush helfen, aber sollte ihn nicht retten, denn dieser Mann war teuer. Teuer für die Amis, ein Tiefpunkt für die UNO und die transatlantischen Beziehungen, eine Katastrophe für den Mittleren Osten.

Sven  am: 11.10.2004    >> gehacktes Forum

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