Reichsforschungsrat

Der Reichsforschungsrat wurde am 25. Mai 1937 in Anwesenheit Hitlers und Görings eröffnet. Aus diesem Anlas hat Hitler, auch dies ist in Notker Hammersteins Buch nachzulesen, das erste und einzige Mal das Reichserziehungsministerium besucht. Nach den Reden von Rust, dem Reichserziehungsminister, und General Becker, dem ersten Präsidenten des Reichsforschungsrates, schritt Hitler die Reihe der Wissenschafts-Honoratioren ab, ohne ihnen die Hand zu reichen, und verließ sofort den "Versammlungsort der Wissenschaften". Die nationalsozialistische Führungs-Clique war an Kultur, an Kunst und Wissenschaft, soweit sie nicht unmittelbar propagandistisch verwertet werden konnten, nicht interessiert. Als in den letzten Kriegsjahren das Interesse an Forschung, vor allem durch den Rüstungsminister Speer, zugenommen hat und von der Forschung plötzlich die rasche und im Wettbewerb mit den Kriegsgegnern auch erfolgreiche Konstruktion von "Wunderwaffen" erwartet wurde, war es zu spät. Die deutsche Forschung war - trotz der Anstrengungen für den Bau einer Atombombe - längst auf Nebengebiete abgedrängt und im internationalen Wettbewerb von Amerikanern und Engländern überrundet worden. Die angeblich entscheidende Beteiligung deutscher Wissenschaftler und Ingenieure am Weltraumprogramm der USA nach dem Kriege gehört vermutlich zu den Legenden der Wiederaufbau-Generation, die sich den von den Nationalsozialisten bewirkten (intellektuellen und moralischen) Verfall der deutschen Wissenschaft nicht vorstellen konnte.  -----Zitat-Ende-------

Quelle:  http://userpage.fu-berlin.de/~gplanost/geschichte.html aus Statement von Professor Dr. Wolfgang Frühwald, Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München, zur Vorstellung des Buches von Notker Hammerstein "Deutsche Forschungsgemeinschaft in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Wissenschaftspolitik in Republik und Diktatur", Verlag Beck München 1999, zur Pressekonferenz der DFG am 17. März 1999

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