Märtyrer

Märtyrer ist einzig und allein derjenige, der für sein Anliegen Leiden auf sich nimmt, OHNE anderen Menschen Leid zuzufügen und auch seinen Feinden nicht. 

Prominente Beispiele für wahre Märtyrer sind Sokrates, Jesus und viele andere, von denen die Geschichtsschreibung viele "vergaß". - Wir sollten sie suchen in der Geschichte, ihnen ihren Platz geben, auch wenn wir nicht immer ihre Ansichten teilen, denn ihnen wurde Unrecht angetan.

Falscher Gebrauch

1. Die Opfer, die keine Märtyrer sind.

Opfer von Verbrechen geworden zu sein, ist schlimm, und Opfer solcher Opfer zu gedenken, sie zu ehren, ist richtig. 
Aber aus Opfern "Märtyrer" zu machen, wenn sie keine waren, sondern ungefragt und oft genug gegen den eigenen Willen zu Opfern wurden, verfälscht die Geschichte.
Es sind Opfer, keine Märtyrer, sobald ihnen die Chance verwehrt wurde, durch den Verrat ihrer Anliegen und an sich selbst ihr Wohl und Leben zu retten. 

2. Die Täter, die keine Märtyrer sind.

Wer unter Aufopferung eigener Interessen, sogar des eigenen Lebens, andere Interessen oder sogar andere Leben verletzt, tötet, kann kein "Märtyrer" sein, sondern bringt nur ein solches "Opfer" dar, wie es in allen Kriegen die Schuldigkeit von Soldaten gegenüber ihren Entsendern war, gegebenenfalls darin zu verletzt und getötet zu werden. 
Es sind Täter, Krieger, Terroristen, aber keine "Märtyrer".

Randfragen von ausreichender Bedeutung

1. Frage: Sind "falsche Märtyrer" Helden?

Aber oftmals ja, denn warum sollte ein Kämpfer oder Soldat kein Held sein können? 
Das eigene Wohl und Leben für andere Menschen oder ein Anliegen zu riskieren, setzt Mut und Tapferkeit voraus. Das sind heldische Eigenschaften. Kommen taktische und physische Fähigkeiten im Streit hinzu, so wäre der "Held" fast perfekt. 

Die Frage bliebe dann allerdings, ob die Menschen oder die Anliegen, für die sich jemand in Schlachten begibt, redlich genug sind, um dafür zu töten und nicht bloß Feindschaft auf Gegenseitigkeit, in der sich nur zu gewöhnlich vermeintliche Helden beider Seiten als bloß die verwegensten Kämpfer in Szene setzen.

Weil aber die bloße Verwegenheit auf allen Seiten ihrer Repräsentanten hat und die Feindschaften zu oft in Kriege eskalieren lässt, anstatt für den Kompromiss mit überragendem Mut und Finesse auch gegen die eigenen Reihen zu streiten, wären mir solche Kämpfer allenfalls "starke und verwegene Kämpfer", aber nicht "Helden", untauglich für die Heldenverehrung - und schon gar keine "Märtyrer", zu denen unterlegene Streiter von ihren eigenen Reihen tatsächlich verlogen gehätschelt werden.

Aber falsch wäre eben auch, wenn nun unter Bestreitung und Aberkennung des Heldenstatus nun solche Streiter z.B. als "feige Mörder" bezeichnet werden, wie es oft die Gegenseite tut, um das Unwerturteil zu steigern, denn Mut zu Falschem ist noch lange keine Feigheit. 

Wer trotz all dieser Argumente von "Märtyrern", "Helden" oder "feigen Mördern" redet, dem liegt am Erkennen nicht, sondern will seine Feindschaften ausschmücken. Das hilft nicht den Opfern und auch den Tätern nicht, die allesamt Feindschaften mit ihren Leben bezahlten. 

2. Frage: Stelle sich jeder selbst.

Würde ich zum "Märtyrer" oder "Helden" taugen?

Na, höchst ungern. 

Und das im Unterschied zu so manchen Menschen, denen ich lebendig begegnete, die "für die gerechte Sache sterben", aber vor allem töten wollten. 
Die Welt bietet solchen Leuten reichlich Gelegenheit, zumal für Leute, die sich vom Tod Gerechtigkeit versprechen. 

Einige von ihnen fanden, wonach sie suchten. - Fanden sie wirklich, was sie wirklich suchten? Eigentlich doch nur den Tod, denn noch immer sind ihre "Kämpfe" ohne Ende.

Und doch wahrscheinlich könnte ich wohl >> für meine Frau, meine Kinder, für sie könnte ich sterben, wenn es ihr Leben retten würde. Für meine Eltern könnte ich es auch, aber sie würden es nicht wollen, wie auch ich nicht wollen kann, dass meine Kinder für mich sterben.

Vielleicht könnte ich auch für Freunde sterben oder für manche "meiner Wahrheiten". Und manches Mal riskierte ich auch für Feinde mein Leben.

Aber niemals würde ich sagen können: "Ich möchte Märtyrer sein", "Ich möchte ein Held sein", denn viel HEILIGER muss der Versuch sein, Unrecht zu vermeiden, auch gegen sich selbst. 

Grüße von Sven 20060814

     

Könnte ich Märtyrer sein?

Na, höchst ungern. Im Unterschied zu Menschen, denen ich lebendig begegnete, die "für die gerechte Sache sterben" wollten, aber vor allem töten wollten. Die Welt bietet solchen Leuten reichlich Gelegenheit, zumal für Leute, die sich vom Tod Gerechtigkeit versprechen. - Einige von ihnen fanden, wonach sie suchten. - Fanden sie wirklich, was sie wirklich suchten? Eigentlich doch nur den Tod, denn noch immer sind ihre "Kämpfe" ohne Ende.

Und könnte ich nun auch ...? 

Aber natürlich: für meine Frau, meine Kinder, für sie könnte ich sterben, wenn es ihr Leben retten würde. Für meine Eltern könnte ich es auch, aber sie würden es nicht wollen, wie auch ich nicht wollen kann, dass meine Kinder für mich sterben.

Vielleicht könnte ich auch für Freunde sterben, manches Mal riskierte ich sogar für Feinde mein Leben, aber ich würde niemals sagen können: "Ich möchte Märtyrer sein", denn viel "heiliger" muss der Versuch sein, Unrecht zu vermeiden, auch gegen sich selbst.  

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