Kinderprostitution

weltweit ca. 3 bis 4 Millionen Jugendliche und Kinder

in Deutschland ca. 10.000 bis 20.000 Jugendliche und Kinder

siehe >> http://de.wikipedia.org/wiki/Kinderprostitution 

Zerstörte Kindheit: Sex-Tourismus in Kenia (UNICEF-Pressemitteilung)

22.12.06 - Schätzungsweise 15.000 Mädchen und Jungen werden in den Touristenzentren an der Küste Kenias als Prostituierte ausgebeutet. Zwei Drittel der Kunden sind wohlhabende Touristen aus den Industrieländern - darunter auch viele Deutsche. Dies ist Ergebnis einer UNICEF-Studie, die in dieser Woche in der Kenianischen Hauptstadt Nairobi vorgestellt wurde.

„Wenn mein Vater bescheid wüsste, würde er mich umbringen“, sagt die fünfzehnjährige Annie. Zusammen mit ihrer elf Monate alten Tochter lebt sie bei ihren Eltern in Mtwapa, einem Küstenort nahe der Hafenstadt Mombasa. Für ihre Eltern ist Annie ein gehorsames Mädchen, das zwar schon früh Mutter wurde, aber sich an die Regeln hält und abends brav zu Hause bleibt.

Sie dürfen nicht wissen, dass Annie Tag für Tag durch die Hotels und Bars streift - auf der Suche nach Kunden. „Die meisten kommen aus Kenia - sie bezahlen drei bis acht Dollar um mit mir zu schlafen.“ Wenn sie auf Touristen trifft, hat sie Glück, sagt Annie. Denn die zahlen das drei bis vierfache. Aber das ist nicht einfach, denn die Strandzonen und Hotels werden kontrolliert. „Am Schlimmsten sind die Türsteher. Sie wollen Sex mit mir haben, bevor sie mich in die Clubs lassen, wo ich die Touristen treffe“ sagt Annie.

UNICEF hat jetzt das Schicksal der minderjährigen Prostituierten im kenianischen Ferienparadies in einer detaillierten Studie recherchiert. Die Ergebnisse sind schockierend:

Schätzungsweise 15.000 Kinder und Jugendliche in den Küstengebieten um Mombasa, Kifili, Malindi und Kwale werden als Prostituierte ausgebeutet. Dies sind fast ein Drittel der Heranwachsenden in der Region. 3.000 von ihnen „arbeiten“ hauptberuflich als Prostituierte - die übrigen verkaufen sich gelegentlich - um sich Kleidung, Handys oder andere Dinge zu kaufen.

Viele von ihnen geraten in jungem Alter in das Sexgeschäft. Etwa 10 Prozent der Mädchen waren jünger als 12 Jahre, als sie sich das erste Mal verkauften. Wie viele andere Teenager wurde auch Annie von Freunden in die Prostitution gelockt „Sie haben mir gesagt, dass ich da leicht Geld verdienen kann“, sagt Annie.

Tatsächlich ist die Nachfrage nach billigem Sex die treibende Kraft für das Sex-Geschäft mit Kindern. Zwar sind 38 Prozent der Kunden Einheimische - doch richtig Geld bringen die Touristen. 18 Prozent der Freier kommen aus Italien, 14 Prozent aus Deutschland und 12 Prozent aus der Schweiz. Sie zahlen zwischen zehn und 50 Euro - viel Geld für Mädchen und Jungen aus den armen Küstendörfern.

Zwar ist Kinderprostitution in Kenia verboten. Doch unterstützt wird die Kinder-Ausbeutung durch die erschreckende Gleichgültigkeit, mit der sie hingenommen wird. Schätzungsweise 75 Prozent der Mitarbeiter in Hotels und Bars finden es ganz normal, wenn Minderjährige ihren Körper gegen Geld verkaufen.

Doch die Folgen für die Kinder und Jugendlichen sind hart. Dreißig bis vierzig Prozent der Kunden - insbesondere Touristen - bestehen darauf, kein Kondom zu benutzen - was die Gefahr einer Ansteckung mit dem AIDS-Virus und anderer Geschlechtskrankheiten dramatisch verschärft. Das Leben auf dem Strich macht die jungen Menschen zu Objekten, die wieder und wieder verkauft werden. Es zerstört ihre Gesundheit und ihr Selbstwertgefühl.

UNICEF hat die kenianische Regierung dazu gebracht, entschlossener gegen die massenhafte sexuelle Ausbeutung von minderjährigen vorzugehen. „Touristen und Einheimische, die Kinder missbrauchen müssen verhaftet, angeklagt und verurteilt werden“, sagt Heimo Laakkonen, Leiter von UNICEF Kenia. Gleichzeitig dürfen die Kinder nicht kriminalisiert werden. „Kinder die ausgebeutet werden, sind Opfer“.

Durch Abschreckung und konsequente Anwendung der Gesetze soll jetzt die Nachfrage verringert werden. Gleichzeitig sollen Hotels und Bars dazu gebracht werden, ihre Gäste aufzuklären und das Sex-Geschäft nicht länger zu tolerieren.

Entscheidend wird es aber sein, dass Mädchen wie Annie Perspektiven in ihrem Leben bekommen. „Wenn ich es schaffe, wieder in die Schule zu gehen, werde ich damit aufhören“, sagt Annie. „Dies ist kein gutes Leben“.

Vollständige Studie zum Download (Englisch, PDF)

Zusammenfassung der Ergebnisse (Englisch, PDF)

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