Homosexualität und Neonazis

"Du schwule Sau!!!"

So kreischt es aus manchem dummen Munde, aber besonders oft aus Neonazi-Kehlen.

Woran liegt das?  Sind Neonazis weniger homosexuell als Leute aus anderen politischen Lagern? 

Gewiss nicht. Im Gegenteil spricht sogar einiges dafür, dass braune Burschen schwuler sind. Und besoffen lässt sich dann einfacher abknutschen:  "Der Alk ist schuld! Komm' her, Kamerad! Das Bier muss raus! Mach mir mal die Hose auf!"

Aber ideologisch passen solche Zärtlichkeiten nicht:  Das "Volk" muss sich immerzu vermehren, damit es mit den anderen mithalten kann und Armeen sind eben nur so stark wie sie an Schwänzen zählen. -  Frauen taugen ihnen da allenfalls zum Verbände anlegen oder als Foto in einsamen Stunden. 

Neonazis leiden nicht wenig unter ihrem Machokomplex. Häufig sind sie eher Weicheier und feige, aber in Ideologie und Truppe suchen sie jene Härte, die ihnen ohne "Stahlgewitter" unerreichbar scheint.  Gemeinsam durch den Schlamm gerobbt fällt eben leichter als auf eigenes Geheiß.

Und sie wollen auch als harte Burschen angesehen sein. Dazu lieben sie Stiefel, Waffen, Uniformen, ... alles Dinge, die ihnen ein wenig mehr Halt geben, ein wenig mehr "Kraft" als sie ohne dies wären.  Und wenn sie dann jemand für "schwul" hält, dann ist das eine ganz schreckliche Sache. Alles kaputt, das ganze Selbstbild. Nun fühlen sie sich "durchgenudelt", dabei wollen sie doch mal diejenigen sein, die andere "durchnudeln".

Auch dafür bevorzugen sie freilich härtere Sprüchlein, durch die sie sich noch "härter" darstellen: "Du Votze!", hört man sie häufig im Chat zu anderen sagen, worin sich ihre Verachtung für alles Weibliche zum Ausdruck bringt, obwohl sie so sehr wie jeder andere unter Liebeskummer leiden, was dann auch nicht lang verborgen bleibt, wenn man sich solch ein "Herzchen" mal zur Brust nimmt. Aber für Charakterschwächlinge ist eben typisch, dass sie nach Geständnissen erst mal umso wilder harte Sprüche brüllen, damit sie wieder "ernst genommen" werden, denn das Thema Liebe steht ihnen für Schwäche und Verletzlichkeit, weil sie es oft nicht anders erlebten, worauf sie sich dann auch gern berufen, wenn es mal mit der Gewalt schief gegangen ist: "Ich hatte so eine schlimme Kindheit!!!!!, mein Vater schlug mich, meine Mutter half mir nicht, ... "  

Klar, wenn das hier jetzt Neonazis lesen, dann kommen sie natürlich aus "Superfamilien", Papa und Mama verstanden einander und umhegten ihr Kindlein herzlich, geistig und Sonnenschein, aber im Gespräch mit Neonazis stellt sich doch meist anderes heraus: sie waren mit ihren Bedürfnissen allein gelassen, mussten Mist bauen, um ihren Eltern aufzufallen oder hinterher rennen, ob es ihnen nun gefiel oder nicht. 

Kinder neigen zu Komplexen und Schuldgefühlen, wenn sie aus beschissenen Familien kommen, dabei gibt es so viele "schlechte Familien" und die Kinder können nun wirklich am wenigsten dafür, sondern müssten einfach lernen, mit solchen bitteren Wahrheiten sich selbst gegenüber ehrlich zu sein und einen gesunden Weg für sich zu finden - so schwer das oft auch ist.

Aber der Liebe abzuschwören, weil es zuhause an ihr fehlte, oder mit der Liebe nicht mehr auf Menschen zu vertrauen, sondern ersatzweise auf "Vaterland", auf "Waffen", "Stahlgewitter" - das hat absolut keinen Sinn.

Und was haben nun die "Schwulen" damit zu tun? Eigentlich nichts. Aber doch, denn die Homosexualität wäre ja genau das, was da zwischen den "Kameraden" lauert und ihr angebliches Ziel unterminieren könnte: "Schmusen statt Kampf - das darf nicht sein".  
Und mit den "Kameraden" oder sogar noch mit den "Feinden" (=Kameraden der Gegenseite)?  "Das wäre ja noch bestimmungswidriger als wenn man sich mit einer Frau einließe. Vollkommen anormal."  Denn "normal" ist ihnen, was die Gebote ihrer Vereinigung ist. Und wenn die Vereinigung auf Feindschaft gegen andere basiert, dann darf sie nicht durch Liebe ins Wanken gebracht werden.

Es ist die Angst vor dem eigenen Schwulsein, die Neonazis so wüst gegen Homosexuelle quatschen lässt.

Und "Vorbilder" haben die Neonazis natürlich auch: Bei Hitler sind sie froh, dass der trotz breiten Beckens und schmaler Schultern im Alter von 40 Jahren über die 17-jährige Eva Braun hermachte anstatt mit SA-Führer Ernst Röhm ins Bett zu gehen, den er samt blondem Jüngling ermorden ließ.

Wenn Menschen homosexuell sind, ist daran nichts Schlechtes, aber wenn sie sich selbst belügen, wenn sie ihr dann ihr Vertrauen zu sich selbst, also ihr Selbstvertrauen verlieren, wenn sie beginnen, sich selbst zu hassen, dann können sie tatsächlich anderen zur Gefahr werden, wenn sie an denen zu "beweisen" versuchen, dass sie mit Homosexuellen nichts im Sinn haben. Nicht anders ist zu verstehen, dass Neonazis in besonderer Schärfe dazu neigen, Homosexuelle zu hassen, zu beschimpfen und zu verfolgen.
Nur so ist erklärbar, dass der Nationalsozialismus zur brutalsten Verfolgung Homosexueller fähig war, indem er versuchte, sie in psychiatrischen Anstalten und Konzentrationslagern zu ermorden.

Die Ängste des Menschen treiben zuweilen gefährlichste Blüten. Die Ängste von Machos neigen zum Verbrechen.

 
sven 2002/2003

Was ist   Homosexualität  ?

Katholiken und Homosexualität im Jahr 2003     

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