von Londo Mollari am
13.Mar.2002 00:28
Mythos Autobahn
Um die Reichsautobahnen ranken sich viele Legenden. Hitler hätte die
Autobahn erfunden, der Autobahnbau hätte massiv zum Abbau der
Arbeitslosigkeit beigetragen, die Autobahnen wären lediglich gebaut
worden, damit die Wehrmacht schnell Truppen an die Grenzen bewegen konnte.
Nichts davon ist wahr. Die erste Autobahn ist der AVUS in Berlin, der
gleichzeitig Test- und Rennstrecke sowie eine Schnellstraße darstellt,
die das Messegelände mit dem Wannsee verbindet. Eingeweiht wurde der AVUS
bereits Anfang der zwanziger Jahre. Der Bau weiterer Autobahnen begann
bereits um 1930; weitere Autobahnen waren in Planung. Richtig ist, dass
die Nazis den Autobahnbau intensivierten und propagandistisch nutzten.
Meines Wissens arbeiteten an der Autobahn nie mehr als 130,000 Leute - ein
Tropfen auf dem heißen Stein angesichts der über 5 Millionen Arbeitlosen
beim Machtantritt Hitlers. Auch dienten die Autobahnen kaum dem
Truppentransport; die Wehrmacht bediente sich dafür weiterhin größtenteils
der Reichsbahn; selbst die Panzer wurden mit der Bahn transportiert, um
sie zu schonen (sic!). Es ist daher auch unrichtig, dass die Autobahnen
weitgehend von Ost nach West verliefen, was ja Sinn gemacht hätte, wenn
Truppentransport die wahre Aufgabe der Autobahnen gewesen wäre. Auch dem
Reisevergnügen von Millionen munterer Volksgenossen diente das
Autobahnnetz nicht: Die Autobahnen waren leer wie an einem autofreien
Sonntag, weil sich kaum jemand ein Auto leisten konnte. Der wahre Sinn der
Autobahnen lag darin, technischen Fortschritt zu suggerieren und die
Modernität des NS-Regimes propagandistisch zu unterstreichen.
Schönen Tag wünscht
Londo Mollari
Mythos "KdF-Wagen"
Das "meistverkaufte Auto der Welt" hat sich unter Hitler nicht
sehr gut verkauft, eigentlich gar nicht. Warum das? Millionen
"Volksgenossen" sparten jahrelang jede Woche RM 5.- (damals eine
erkleckliche Summe, der heutige Betrag wäre in der Größenordnung von
€ 20.-), um schließlich in den Besitz eines "KdF-Wagens" zu
gelangen, der knapp RM 1000.- kosten sollte. Zur Auslieferung auch nur
eines Wagens an irgendeinen der Sparer ist es nie gekommen, da
mittlerweile der 2. Weltkrieg begonnen hatte und die Wolfsburger Werke nun
Kübelwagen für die Wehrmacht produzierten. Das Unternehmen hätte die
"KdF-Wagen" übrigens mit Verlust verkauft, da die wahren
Produktionskosten deutlich über RM 1000.- lagen; allerdings war eine
solche Auslieferung ja auch nie wirklich beabsichtigt.
Die eigentliche Erfolgsgeschichte des Volkswagens begann nach dem 2.
Weltkrieg. Die Briten entschieden sich, die Produktion des Volkswagens
endlich aufzunehmen; der Preis für einen Käfer war natürlich (auch
inflationsbereinigt) deutlich über RM 1000.- Nach dem Abzug der Briten
ging das Volkswagenwerk in staatliche Hände über. Mitte der sechziger
Jahre wurde die Volkswagen AG gegründet und das Unternehmen
teilprivatisiert; Millionen von Bürger erwarben VW-Aktien. Erst jetzt
entsprach das Unternehmen seinem Namen: keine Aktie war weiter verbreitet
als die VW-Aktie, und aus dem westdeutschen Straßenbild war der Käfer
nicht mehr wegzudenken. Bis heute hält das Land Niedersachsen einen
kleinen Teil der Aktien; soweit mir bekannt ist, sind das derzeit etwa
15%.
Und was wurde aus den KdF-Sparern? Sie führten einen jahrelangen
Rechtsstreit mit Volkswagen, der Anfang der sechziger Jahre vom BGH
entschieden wurde: beim Kauf eines Volkswagens erhielten sie einen Rabatt
von einigen hundert Mark.
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