Vaira Vīķe-Freiberga

Kurzbiographie 

Vaira Vīķe-Freiberga Lebensweg ist, wie der von vielen Tausenden von Letten, aber auch von Esten, Litauern Polen, Weißrussen, Ukrainern von der deutschen und der sowjetischen Schreckensherrschaft über ihr Land geprägt. 1944 flieht ihre Familie vor der heranrückenden sowjetischen Armee nach Westen. Sie verbrachte einige Jahre in einem deutschen Flüchtlingslager bei Lübeck, bevor sie mit ihrer Familie über Marokko nach Kanada auswanderte.

Dort studierte sie an der Universität von Toronto und an der McGill-Universität in Montreal, wo sie 1965 in Psychologie promovierte. Über dreißig Jahre lang lehrte sie dort experimentelle Psychologie. Sie erforschte Gedächtnis-, Sprach- und Verständnisprozesse beim Menschen. Vaira Vīķe-Freiberga war in vielen internationalen Gremien als Beraterin tätig.

Fünf Ehrendoktorwürden und eine lange Liste von Auszeichnungen bezeugen ihr internationales Ansehen.

1998 kehrte sie nach Lettland zurück und wurde innerhalb kürzester Zeit zu einer der herausragenden Persönlichkeiten der lettischen Politik. 1999 wurde Vaira Vīķe-Freiberga zur lettischen Präsidentin gewählt und 2003 eindrucksvoll in diesem Amt bestätigt. Von UN-Generalsekretär Kofi Annan wurde sie vor kurzem zur Beraterin bei der Reform der Vereinten Nationen ernannt.

Quelle:  www.Boell.de  Böll-Stiftung Presseerklärung 200511

Hannah Arendt-Preis für politisches Denken 2005

an Prof. Dr. Vaira Vīķe-Freiberga (Staatspräsidentin der Republik Lettland)

Die international besetzte Jury des Hannah Arendt-Preises für politisches Denken hat in diesem Jahr den mit 7.500 € dotierten Preis, der zum zehnten Mal verliehen wird, an die lettische Staatspräsidentin Vaira Vīķe Freiberga vergeben.

Mit ihrer Entscheidung würdigt die Jury die Rolle, die Vaira Vīķe-Freiberga als engagierte Vertreterin ihres Landes in der Europäischen Union spielt. Als Frau und Präsidentin eines der kleinen Länder Europas repräsentiert sie eine Stimme und Position, die oft genug im Chor der dominierenden Mächte Europas untergeht. Dies gilt sowohl für ihre dezidierte Kritik an Putins Russland als auch für ihren unerschrockenen Umgang mit der Diktatur im benachbarten Weißrussland. Gleichzeitig hat sie sich immer wieder gegen die Diskriminierung der russischen Minderheit in Lettland ausgesprochen und damit auch Reibungen im eigenen Land provoziert.

Vaira Vīķe-Freibergas öffentliche politische Interventionen erinnern daran, dass die durch die Sowjetunion erfahrene Unterdrückung für die ostmitteleuropäischen Länder identitätsbildend und prägend war. Nicht zuletzt aus dieser Erfahrung erwuchs in den politischen Freiheitsbewegungen dieser Länder der Wunsch nach einer Rückkehr nach Europa. Vor diesem Hintergrund ist für Vaira Vīķe-Freiberga elementar, dass die Diktaturerfahrungen Lettlands und der anderen baltischen Länder während der Zeit der sowjetischen Okkupation Teil des gemeinsamen europäischen Erbes und einer gesamteuropäischen Erinnerungskultur werden. Die lebendige Erinnerung an diese Unterdrückungserfahrung und die Erinnerung an den Holocaust in Europa unterstrichen die Aktualität von Hannah Arendts Reflexionen über die verschiedenen Formen totaler Herrschaft.

Wichtige Impulse hat Vaira Vīķe-Freiberga auch der Diskussion über das Verhältnis von Integration und Föderation in der Europäischen Union gegeben. Während in Westeuropa die Vielstimmigkeit Europas oft beklagt wird, verteidigt Vaira Vīķe Freiberga ausdrücklich die sprachliche und kulturelle Diversität als eine der großen Stärken Europas und weist darauf hin, dass der politische Raum in Europa nicht nur von den repräsentativen Institutionen, welche sich die EU gegeben hat, gestaltet wird, sondern auch von den Bürgern in den politischen Nationen Europas.

Die Verleihung des Preises findet am 16. Dezember 2005 um 18.30 Uhr in der Oberen Rathaushalle (Bremen) statt. Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen und Ralf Fücks (Vorstand Heinrich Böll-Stiftung; Senator a.D.) werden als Preisstifter im Laufe der Preiszeremonie das Wort ergreifen und gemeinsam den Preis übergeben. Als Laudatorin würdigt Marianne Birthler (Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR) die Preisträgerin. Für die Jury des Hannah Arendt-Preises für politisches Denken werden Prof. Antonia Grunenberg und Zoltan Szankay sprechen.

Quelle:  www.Boell.de  Böll-Stiftung Presseerklärung 200511

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