Demokratie-Fragen unfertiges
von Sven Redaktion am
        8.Mar.2003 16:41  
        
        Durch mein Scheitern in der Sicherheitsdebatte sehe ich mich auf grundsätzlichere
        Fragestellungen zurückgeworfen, die Frage nach Demokratie-Prinzipien.
        
        Wer die politischen Systeme allein schon der EU miteinander vergleicht,
        dem fällt schnell auf, wie unterschiedlich, ja gegensätzlich
        Demokratie-Fragen durch nationales Wahlrecht beantwortet werden.
        
        Wer wählt wen/was nach welchem System:
        
        Verhältniswahlrecht, Mehrheitswahlrecht, Listenwahl, Personenwahl, Überhangmandate,
        Volksabstimmungen etc.,
        
        in Bundesstaaten zusätzlich territoriale Wahl-Systeme,
        
        zusätzlich auf allen Ebenen parlamentarische Hürden: z.B. 5-Prozenthürde,
        Mindeststärken von Parlamentsfraktionen und daraus abgeleitete Rechte,
        ...
        
        Große Unterschiede ergeben sich sodann auch in der Anzahl der
        horizontalen Machtteilung durch die Ministerien.
        
        Große Unterschiede schließlich auch in der Vertikalen: die Anzahl der
        Machtebenen und die Kontrollierbarkeit der einzelnen Machtebenen;
        imperatives Mandat, Fraktionszwang, Eigenverantwortlichkeit zwischen den
        Wahlterminen.
        
        Viele Wahlsysteme bemühen sich um Vereinigung der verschiedenen
        Wahlprinzipien, sind allerdings oft so unvermittelt, dass sich ihre
        prinzipielle Eignung bei Wahlen nicht realisiert. Beispielsweise erleben
        wir das bei Bundestagswahlen, wenn Parteien verdummend auffordern, ihnen
        ("wenigstens") die Zweitstimme zu geben, obwohl die
        Zweitstimme die entscheidendere Stimme ist.
        
        Mich interessieren nun aus diesen großen Systemfeldern die
        territorialen Aspekte.
        
        Gleich vorweg die Thesen:
        
        1. Das territoriale Prinzip (Staat, Region, Kommune) verletzt das
        Gleichheitsrecht des Individuums.
        
        
        Die beiden dazu existierenden Lösungstendenzen, wie wir sie aus UNO,
        EU, OPEC, ASEAN, ... kennen sind:
        
        Entweder dominieren Staaten mit vielen Menschen solche Staaten mit
        wenigen Menschen
        
        oder häufiger
        
        sind Staaten mit unterschiedlich vielen Menschen gleichberechtigt.
        
        Die EU versucht diese Lösungstendenzen dadurch zu vereinigen, dass sich
        die Bevölkerungsgrößen der Mitgliedsstaaten in Stärke-Gruppen
        einteilt und sich danach die Anzahl der EU-Parlamentssitze verteilt.
        
        Tatsächlich aber ist die "Ressource Mensch" neben technischem
        Fortschritt eine entscheidende Machtgröße in politischer und
        wirtschaftlicher Hinsicht, was keineswegs abzulehnen wäre, aber zu
        Privilegien/Benachteilungen führt, wenn in nationaler Konkurrenz auf
        die "Ressource Mensch" gesetzt wird, dann nämlich
        "nationaler Mensch" gegen Menschen anderer Nationalität
        antritt.
        
        Unter den Bedingungen von grenzüberschreitender Freizügigkeit von
        Wohnsitz und Berufswahl wäre das Problem gemindert,
        aber soziale, familiäre, vor allem Bildungsunterschiede bedingen
        wiederum eine Chancen-Ungleichheit.